Braucht man Mut, um einen Rock zu tragen?

 




In vielen Foren liest man von Männern, die heimlich zuhause in ihren vier Wänden Röcke tragen und sich nicht hinaustrauen. Sie bewundern den Mut derjenigen, die ihre Röcke so selbstverständlich tragen wie Hosen. Aber ist da wirklich Mut notwendig? Mut braucht man, um etwas Gefährliches zu tun, z. B. Fallschirmspringen, Bergsteigen, Hochseilartistik, Umgang mit wilden, gefährlichen Tieren (Dompteure), Ozeanüberquerungen mit Nußschalen oder ähnliches. Aber begibt man sich in Gefahr, wenn man einen Rock trägt? Ich sage Nein.
 

Ein rocktragender Mann ist derzeit noch etwas so Seltenes, dass er automatisch in den Blickpunkt des Interesses anderer gerät. Aber das ist auch alles. Mehr passiert einem nicht. Die manchmal lästerlichen Bemerkungen von Männern aus anderen Kulturkreisen, in denen noch veraltete und überholte Männer-Klischees (Macho-Kult) vorherrschen, sind zwar lästig, aber letztlich völlig unbedeutend. Sie werden bei weitem überkompensiert durch eine allgemeine Zustimmung. Das zur Schau gestellte Selbstbewusstsein und vor allem die nahezu hundertprozentige Zustimmung und Sympathiebekundungen der Frauen lässt diese seltenen Lästereien zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfen. Wichtig ist der Gesamteindruck, den man auf seine Umgebung macht. Von diesem Gesamtbild hängt es ab, ob man als "Crossdresser/Transvestit" wahrgenommen wird, also als ein Mann, der sich wie eine Frau verkleiden will, oder einfach nur als Mann, der statt einer Hose einen Rock trägt und so seine Bekleidungsmöglichkeiten erweitert hat. Crossdresser und Transvestiten bedienen sich nicht unbedingt der Röcke, ich habe schon perfekt als Frau gestylte Transvestiten gesehen, die trugen Hosen! Die oftmals aufgestellte Gleichung Rock=Transvestit kann man getrost vergessen, sie ist grundfalsch! Ausserdem kann man in einer Zeit, in der über 90 % der Frauen Hosen tragen, nicht mehr davon sprechen, dass Röcke "Frauenkleidung" seien. Sie sind es nicht mehr, seit mindestens 20 Jahren.
 

Den Männern, die nur heimlich zuhause Röcke tragen, erschliesst sich zwar der wunderbare Tragekomfort und das einmalige Feeling der Röcke, aber sie bringen sich um den Genuss der Aufmerksamkeit und weit überwiegenden Anerkennung und teilweise auch Bewunderung der Mitmenschen. Warum  soll man denn den anderen nicht zeigen, dass man sich in seiner Haut und in seinen Röcken pudelwohl fühlt und dass man dabei auch noch gut aussieht? Ich zeige mich sehr gerne in meinen Röcken, ich bin stolz darauf, sie zu tragen, etwas zu tun, zu dem die Mehrheit meiner Geschlechtsgenossen sich nicht traut. Ich würde mich freuen, wenn ich mit diesen Zeilen anderen Männern, die am Rock interessiert sind, den Weg ebne, diese auch öffentlich zu tragen. Es ist wirklich nichts dabei, genau so wenig wie für die Frauen, die Hosen tragen. Für mich war der Übergang von der Hose zum Rock eine regelrechte Befreiung, er hat mir eine völlig neue Lebensqualität geschenkt.
 

Um allen Spekulationen über meine Motive gleich entgegenzutreten:
Ich trage Röcke aus den gleichen Gründen, aus denen Frauen Hosen tragen!
 


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